Oberstufe: Kleiner ist auch teurer

Am Donnerstagabend luden die Rheinecker Ortsparteien SVP, FDP, CVP und SP die Bevölkerung zum gemeinsamen Informationsabend zur Zukunft der Oberstufe ein: Rückläufige Schülerzahlen erfordern eine neue Lösung.

Stadtrat und Schulkommission sind sich einig: Künftig sollen Rheinecker die Oberstufe in Thal besuchen. Im «Hecht»-Saal begründete Schulkommissionspräsident Oscar Kaufmann den Entscheid, über den die Stimmbürger im November an der Urne befinden müssen. Walter Hauser, Präsident der SVP, Gabriel Macedo, Präsident der FDP, Rosmarie Lutz, Vorstandsmitglied der CVP, und Raffael Sarbach, Präsident der SP, bezogen Stellung im Namen ihrer Parteien.

Ziel des überparteilichen Informationsabends war es, die Bevölkerung früh über das anstehende Problem zu orientieren und eine breite Diskussion anzustossen. Als Gäste und zur Beantwortung von Fragen anwesend waren Heinz Herzog, Schulkommissionspräsident von Thal, und Josef Seliner vom Amt für Volksschule, Abteilung Oberstufe.

Schülerzahlen rückläufig
In seinem Referat gab Oscar Kaufmann einen fundierten Einblick in die Rheinecker Oberstufen-Problematik und zeigte damit gleichzeitig auch, wie sorgfältig und genau die Schulkommission und der Stadtrat ihren Entscheid vorbereitet hatten.

Die Ausgangslage ist bestimmt durch die stark rückläufigen Schülerzahlen in Rheineck. Von rund 150 Oberstufenschülern im Jahr 2005 ging es schrittweise zurück auf heute 85 und wird gemäss den vorliegenden Rheinecker Kinderzahlen in den nächsten Jahren weiterhin zurückgehen und sich längerfristig im Bereich von 60 bis 70 Schülern einpendeln und stabilisieren. Rund ein Viertel davon besucht nicht die Rheinecker Oberstufe, sondern wird anderweitig beschult; besucht Privatschulen, Kleinklassen, Sonderschulen oder die Kantonsschule. Für eine gute Oberstufe sind jedoch rund 100 Schülerinnen und Schüler erforderlich. Kleinstschulen sind zu teuer und können qualitativ nicht das Optimum anbieten. Schon heute kostet ein Rheinecker Oberstufenschüler deutlich mehr als der St. Galler Durchschnitt, nämlich 17 600 Franken gegenüber 14 200 im Durchschnitt. In naher Zukunft wird infolge des weiteren Schülerrückgangs der Rheinecker Schüler auf gegen 20 000 Franken pro Jahr zu stehen kommen. In Thal werden die Rheinecker Schüler dagegen nur wenig über dem kantonalen Durchschnitt kosten.

Pädagogisch problematisch
Zu kleine Oberstufenschulen sind auch aus pädagogischer Sicht problematisch. Zum einen können weniger Wahlfächer angeboten werden als in grösseren Schulen. Zum andern ist die Zusammenlegung von Real- und Sekundarschülern über Musik und Turnen hinaus fragwürdig.

Nach Abklärung aller Möglichkeiten entschieden sich die Schulkommission und der Stadtrat daher für die Beschulung der Oberstufenschüler in Thal.

SVP, FDP und CVP stimmen zu
Die Vertreter der Ortsparteien stimmen diesem Entscheid grossmehrheitlich zu. Sowohl die SVP, als auch FDP und CVP teilen die Ansicht der beiden Räte. Nur die SP zeigt sich noch unentschlossen. Raffael Sarbach: «Die SP Rheineck ist momentan noch neutral und offen. Für sie sind zusätzliche Anhörungen und das Studium aller Alternativen wichtig. Wir warten ab, erst dann werden sich der Vorstand und die Mitglieder entscheiden und eine Empfehlung abgeben.» Anschliessend hatten die Rheinecker Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen und ihre Meinungen kundzutun. Dies taten sie mit grossem Engagement und viel Emotionen. Unter den Anwesenden überwogen trotz vieler zustimmenden die kritischen Stimmen. So diskutierte man rund um die Frage, ob Zuzüger eher von der kleinen und teuren, eigenen Oberstufe oder von der Beschulung im nahen Thal abgeschreckt werden, und um die künftige Verwendung der Rheinecker Schulbauten. Befürchtet wurde auch der Verlust von Souveränität. In die Diskussion kam daher auch der Gedanke, gleich auch die Gemeinden Rheineck und Thal zu fusionieren. Einzelne sahen in der freien Schulwahl und Bildungsgutscheinen eine gangbare Alternative. Und auch Reallehrer Jürg Hardmeier setzte sich vehement für seine kleine, aber feine und überschaubare Schuleinheit ein.

Quelle: Rheintaler (Link), Max Pflüger
Erschienen am 29. September 2014